Rabat

Ich zitiere für den Bericht aus Rabat einfach mal großzügig aus unserem Reisetagebuch. Wir haben uns nämlich entschieden unsere Erlebnisse und Gedanken täglich in einem kleinen Heftchen festzuhalten. Die Berichte sind im Endeffekt tatsächlich eine schöne Sammlung von (ironischen/sarkastischen) Zusammenfassungen unseres Trips geworden.

Der Zug ist gut gefüllt, überzeugte jedoch mit Klimaanlage und geräumigen 8-Abteilen. Landschaftlich ging es von Hui nach Pfui, aus grün wurde gelb-braun und karg. Die Marokkaner sind sparsame Menschen. So sparen sie sich die Ansagen im Zug, genauso wie übermäßig viele Schilder an Bahnhöfen. Dafür sind die LED Tafeln im Zug umso informativer, denn auf ihnen steht während der gesamten Fahrt der Name des Zugunternehmens, mit dem man unterwegs ist: ONCF.

Angekommen in Rabat herrscht sofort ein anderes Flair. Wir befinden uns in der Hauptstadt und dazu noch im »Ville Novelle«, dem neuen Stadtviertel. Ein kleiner Fußmarsch führt uns vorbei an den schönen Fassaden der Hauptpost und des Geldmuseums. Auch Straßenbuchhändler und blinde Taschentuchverkäufer begegnen uns auf dem Weg zum Beginn der Medina, wo sich unser billig Hotel befindet. Wir bekommen ein drei Bett Zimmer für 210 Dh, umgerechnet ca. 21€. Es gibt keine Fenster und die Gruppentoilette ist ein Loch im Boden. Zum Glück sind die Betten aus Stein gemeißelt.

Wir begeben uns in die Stadt und landen im Restaurant de la Libération, welches vorallem einfache einheimische Küche zu Spottpreisen anbietet. Ein Gericht für 3,30€ und Tee für 40 Cent sind bis jetzt nicht zu unterbieten. Jaco’s Hähnchen sieht zwar aus wie Roadkill, dafür gibt es bei Anton jedoch leckeres Cordon Bleu. Der unschlagbarer Preis ermutigt uns zu einer Rückkehr zu späterer Stunde. Der anschließende Weg zum Meer führte uns über den wohl größten Friedhof der Welt, der gleichzeitig als Müllverbrennungsanlage zu dienen scheint. Wir sehen zum ersten Mal das Meer. Es ist ein tolles Gefühl.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der Abkühlung besuchen wir die bereits vom Strand aus sichtbare Kasbah. Anton kann das Blau nicht leiden. Wir trinken einen Minztee, beobachten Leute. Der 9-jährige Kellner arbeitet emsig. Sein verschlagener Blick verrät uns, dass das Geschäft läuft. Wir geben kein Trinkgeld, denn Kinder Arbeit kann man nicht auch noch unterstützen.

Zielstrebig und mutig steuern wir durch die nächtliche Medina. Die Gemüsehändler gucken das Supercup Finale FC Bayern – Chelsea. Wir duschen für 1€ pro Person, Essen „befreit auf” und gucken die letzten Minuten der Verlängerung von der Straße aus in einer Parfümerie. Die Lichter sind schon aus, als Martinez in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt. Elfmeterschießen. Lukaku wird ein Fehlschuss prognostiziert und er gehorcht aufs Wort. Wir begeben uns zum Hotel Balima. Der Place to be laut unserem Reiseführer. Gesehen und werden. Die Bäume um die Terrasse sorgen auch Nachts für Schatten, so dass die Prominenz vor sensationsgeilen Paparazzo sicher ist. Leider haben auch Kellner und Besitzer einen Schatten. Ein 0,2er Bier für 2,20€. Wir lassen also den Abend entspannt ausklingen, bevor wir uns auf unsere Betonliegen schmeißen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Vormittag haben wir uns dann noch das Wahrzeichen Rabats, den Tour Hassan angeguckt. Der Turm sollte mal das Minarett einer Moschee werden, die allerdings nie fertig gebaut und dann auch noch bei einem Erdbeben zerstört wurde. Auf dem Gelände stehen heute aus diesem Grund nur noch sehr viele Säulen und der nicht ganz fertig gewordene 45m hohe Turm. Direkt daneben ist allerdings auch noch das sehr schöne Mausoleum zu besichtigen, in dem der Vater des heutigen Königs seine letzte Ruhe genießt.

Danach hieß es auch schon Abschied nehmen von Rabat. Wir schnappten unsere Backpacks und begaben uns zum Bahnhof um unsere Fahrt nach Casablanca anzutreten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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