Ich weiß nicht wie es euch geht, aber fast jedes Mal, wenn ich in einem fremden Land den Flughafen verlasse, frage ich mich was ich mir da wieder eingebrockt habe. Die Temperatur ist 20° höher oder niedriger als vor dem Abflug in Berlin, dann wird man spätestens auf der Suche nach einem Taxi mit der völlig anderen Mentalität der Menschen konfrontiert und die Verständigung ist meist eher noch holprig. Spätestens aber, wenn man dann das Gepäck in der Unterkunft abgeladen hat und frisch geduscht die erste Runde durch die umliegenden Straßen macht, legt sich das wieder und die neuen Eindrücke werden immer positiver. So ging es mir auch dieses Mal wieder am ersten Tag in Marokko. Nach dem ersten Minztee im Hotel war die Welt wieder in Ordnung und die Vorfreude auf die kommenden Tage groß.
Unsere kleine Rundreise starteten wir in Fès. Das liegt relativ zentral im Norden Marokkos und hat noch eine sehr große und traditionelle Medina zu bieten. Medina bedeutet übersetzt eigentlich nur Stadt, heute meint es aber eher Altstadt. Für den Vormittag unseres ersten Tages schlossen wir uns deshalb einer geführten Tour durch eben jene an. Schon nach fünf Minuten wurde klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen hatten. In dem absolut undurchschaubaren Gewirr der kleinen verwinkelten Gassen hätten wir erstens keine einzige Sehenswürdigkeit entdeckt und zweitens nicht allzu schnell wieder herausgefunden. Unser Guide zeigte uns schöne Gassen und Souks, die Kairaonine Moschee & Universität, die Medersa (Koranschule) el-Attarine und führte uns auf verschiedene Dachterrassen, von denen wir einen Blick über Fès Dächer und in die landestypische und bestialisch stinkende Chaouwara-Gerberei bekamen. Der Gestank ist übrigens auf den bei der Färbung von Textilien verwendete Rinderurin und Taubenkot zurückzuführen.
Besonders beeindruckend sind die Riads, also Häuser beziehungsweise Paläste mit üppigen Innenhöfen. Hinter hohen Mauern und den einfachsten Türen in den schäbigsten Gassen verbirgt sich häufig eine absolute Oase der Ruhe und Entspannung. 30€ für ein 3-Gänge Menü sind in Restaurants in solchen Riads keine Seltenheit. Die Schere zwischen Arm und Reich ist verdammt groß in Marokko.
Wir genossen dann ein 3-Gänge Menü (Suppe, Cosucous mit Fleischspießen, Honigmelone) in einem einfachen Restaurant in der Medina für umgerechnet knapp 4€ und bummelten dann noch ein wenig durch die Gassen. Zum Sonnenuntergang hatten wir uns einen Trip zum Borj-Nord vorgenommen. Die Aussicht auf die Stadt wurde uns als fantastisch beschrieben. Auf unseren Plan angesprochen, warnte uns unser Hotelbesitzer davor, zu weit Richtung Nordosten abzudriften. Die Gegend um den dortigen Friedhof sei nicht die sicherste für Touristen.
Und natürlich landeten wir genau an besagtem Friedhof. Die Gestalten dort machten dann auch tatsächlich einen etwas merkwürdigen Eindruck, zeigten im Endeffekt aber kein gesteigertes Interesse an unseren iPhones und Kameras. Die Aussicht wusste außerdem wie versprochen zu begeistern.
Und beinahe wär das auch schon der Abschluss meines Berichtes aus Fès gewesen, wenn, ja wenn da nicht noch dieser eine Angestellte unseres Hostess gewesen wäre. Bei unserer abendlichen Ankunft war dieser plötzlich schwerbegeistert ob unserer Nationalität. Er reckte dann den rechten Arm zum Führergruß in die Höhe und erklärte uns wie toll doch Hitler gewesen sei, da er ja schließlich die ganzen Juden getötet hatte. Nett.
Am nächsten Morgen begaben wir uns dann zum Bahnhof und stiegen in einen Zug Richtung Rabat.