Zum Marathonläufer werden

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Zum Marathonläufer werden ist eigentlich eine relativ unkomplizierte Angelegenheit, man muss einfach nur einen Marathon laufen. Im Idealfall trainiert man vorher gezielt dafür, besorgt sich ein vernünftiges paar Schuhe und ist in der Woche des Laufs nicht erkältet. Meine Vorbereitung erfüllte keine dieser Idealbedingungen.

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Vor einigen Jahren hatte ich mir mal in den Kopf gesetzt, ein Mal in meinem Leben einen Marathon zu laufen. Ich habe mich dann aber nie so richtig konkret darum gekümmert einen Startplatz für den Berlin Marathon zu bekommen, was ja nicht ganz so einfach ist. Wie schon für den 2014er Marathon, hatte ich es auch für 2015 wieder verschusselt, mich um einen Startplatz zu bewerben. Nur dieses Jahr kribbelte es mir doch gewaltig in den Beinen. So kam es, dass ich am Vortag des Marathons noch an einen der begehrten Plätze kam und schließlich Sonntag früh plötzlich mit 40.000 weiteren Läufern auf der Straße des 17. Juni auf den Startschuss wartete.

Meine drei längsten Läufe zu diesem Zeitpunkt gingen über 14, 18 und 21km. Die beiden Ersten absolvierte ich vor Monaten, Letzteren eineinhalb Wochen zuvor, um wenigstens eine grobe Idee davon zu bekommen, wie es sich anfühlt eine solche Distanz zu laufen. An meinen Füßen trug ich 2 Jahre alte Nike Frees, die mir bisher durchaus gute Dienste erwiesen hatten, aber mittlerweile ziemlich durchgelaufen waren. All das hielt mich nicht davon ab, mir eine ambitionierte Zielzeit von 3:30h zu setzen, was einer Pace von 5 Minuten pro Kilometer entspricht.

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So lief ich also frohen Mutes los und ging das Rennen natürlich deutlich zu schnell an. Ein bisschen lag es auch daran, dass ich mich schnell aus meinem zu langsamen Startblock nach vorne arbeiten wollte, damit ich mit gleich schnellen Läufern laufen konnte, vor allem aber, dass ich natürlich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich mir diese Distanz einteilen müsste. Ungefähr bis Kilometer 25 lief es rund, aber dann wurde es wirklich unangenehm. Ununterbrochen fing es irgendwo an zu schmerzen oder zu ziehen und ich verfluchte jeden Schritt. Die Suche nach der nächsten Kilometermarke wurde zum verzweifelten Ritual.
Wären da nicht tausende Menschen am Streckenrand gewesen, die mich und alle anderen Läufer anfeuerten, es wäre wohl schwer geworden. Im Vorfeld dachte ich auch ab Kilometer 36 würde es ein Selbstläufer, da das Ziel dann so nah vor Augen wäre. Eine Annahme, die sich überhaupt nicht bewahrheitete. Auch bei Kilometer 40 lief so gar nichts von selbst. Ich sah Läufer elegant an mir vorbeitänzeln, die nicht selten vermutlich doppelt so alt waren wie ich und ging dabei an Grenzen, die ich vorher noch nicht kennengelernt hatte.

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Nach 3 Stunden, 33 Minuten und 56 Sekunden überquerte ich die Ziellinie und fühlte rein gar nichts außer Schmerz und Dankbarkeit, dass es nun vorbei war. An Jubelausbrüche meinerseits kann ich mich nicht erinnern. In den Stunden nach dem Lauf war ich zu nichts mehr zu gebrauchen und schwor mir, mir so etwas nicht noch einmal anzutun. Als ich dann aber nach zwei Tagen langsam wieder wie gewohnt gehen konnte, spürte ich schon wie sich der Gedanke an eine erneute Marathonteilnahme in meinen Kopf schlich. Irgendwie ist es eben doch eine ganz geile Erfahrung.

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