Was dürfen Fotografen bzw. was darf die Presse?

Nachdem ich gestern mit 2-3 Leuten auf Facebook über die Errungenschaften des KT zu Guttenberg diskussierte, will ich mal versuchen, das Ganze auf den Blog zu übertragen. Allerdings mit einem anderen Thema. Vielleicht habt ihr es mitbekommen, vor einigen Tagen wurden die World Press Photos 2010 gekührt. Der 1. Platz wurde vergeben an Jodi Bieber, eine Südafrikanische Fotografin. Ihr Gewinnerfoto zeigt die 18 jährige Afghanin Bibi Aisha, deren Nase und Ohren abgeschnitten wurden, weil sie vor ihrem Mann flüchtete mit dem sie im Alter von 12 Jahren zwangsverheiratet wurde. Das Foto ist ohne Frage extrem schockierend.

Hier gibt es das Gewinnerfoto zu sehen.

In meiner Facebook Timeline kam dann die Diskussion auf, dass solch ein Foto abartig und pietätlos sei und definitv nicht solch eine Auszeichnung verdient hätte. Sensations Geilheit. Ich sehe das ein wenig anders.

Erstens bin ich mir recht sicher, dass dieses Foto mit dem Einverständnis von Bibi Aisha entstanden ist. Man erkennt in den Augen und an der Reflexion auf den Haaren, dass dieses Foto mit einem externen Blitz bzw. einer Softbox aufgenommen wurde. Das geht heimlich ziemlich schwer. Zweitens bin ich mir sicher, dass Aisha von diesem Foto profitiert hat, da sie unter Anderem in einer US Klinik behandelt wurde. Hier wurde also offensichtlich nicht heimlich das erschütternde Schicksal einer 18 Jährigen von einer geldgeilen Fotografen ausgeschlachtet.

Allerdings möchte ich mich, aus den eben genannten Gründen, auch nicht zu speziell auf dieses Foto beziehen, sondern es eher exemplarisch sehen. Exemplarisch für viele, teils echt heftige Pressebilder, die wir jeden Tag zu Gesicht bekommen. Die Begründung, dass diese mit dem Einverständnis der abgebildeten Personen entstanden sind gilt oft vermutlich nicht. Trotzdem denke ich diese Foto müssen gemacht und gezeigt werden. Das Problem ist ganz einfach, dass wenn wir Fotos wie diese nicht zu sehen bekommen, weil sie zu “krass” sind, wo wird dann die Grenze gezogen? Und wer zieht diese Grenze? Darf ein Foto eines verwundeten US Soldaten, der in einem Hubschrauber behandelt wird und Minuten später verstirbt gezeigt werden? Oder ein Foto von einem Tunesier, welcher bei Protesten niedergeschlagen wurde und mit Blut im Gesicht auf der Straße liegt? Darf ein Foto von Pakistanis, die nach einer Flutkatastrophe mit verzweifelten Blicken auf Nahrungspakete warten gezeigt werden? So, oder noch dramatischer ließe sich diese Liste noch weiterführen, aber ich denke die Problematik wird deutlich.

Wenn Journalismus nach Verträglichkeit für den Abendbrotstisch in Berlin Köpenick vorsortiert wird, was vermutlich ohnehin viel zu stark passiert, wie bilden wir uns dann eine Meinung über diese Themen. Ohne erschreckende Bilder aus Haiti oder Pakistan, würde wohl kein Mensch nach Umweltkatastrophen spenden. In Deutschland wird häufig über den Afghanistan Einsatz diskutiert, wie soll das möglich sein ohne zu wissen was dort zum Teil wirklich geschieht. Das Problem ist wohl eher, dass wir in unserer mit Abstrichen perfekten Welt nicht wahrhaben wollen, welch grausame Ereignisse sich anderswo auf der Welt abspielen, während wir hier “King Of Queens” gucken.

Wie seht ihr das? Es wäre stark, wenn zu Themen wie diesen eine sachliche Diskussion entsteht. Findet ihr es ok, dass CNN ein Video zeigt in dem Demonstranten auf offener Straße erschossen werden?

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