Die freundlichsten Menschen der Welt in Tokio

Tag 5 in Hakuba, ich sitze in unserer Unterkunft am Kamin und war gerade für ein sehr heißes Bad im Onsen (sowas wie ein Jacuzzi, aber als traditionelle japanische Version) und die letzten Tage waren die besten Snowboardtage meines Lebens. Es könnte also gerade kaum besser laufen. Um unsere Zeit im Tiefschnee von Hakuba geht es aber erst später, heute gibt es den Rückblick auf Tokyo.

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Tokyo habe ich direkt nach unserer nächtlichen Landung ins Herz geschlossen und das will schon was heißen. Normalerweise mag ich es gar nicht nachts in der Fremde anzukommen. Die Stadt wirkte irgendwie direkt sehr angenehm und beruhigend.

Am nächsten Morgen wurde dann aber direkt klar, dass Tokyo vor allem auch unfassbar groß ist. Selbst von Aussichtsplattformen sieht man bei vernünftiger Sicht kein Ende der Häuserschluchten. Dafür aber mehrere Downtowns, es ist wirklich unfassbar, welche Ausmaße die Stadt hat. Und trotzdem hatte ich zu kaum einer Zeit das Gefühl davon überwältigt zu sein. Wo ich gerade wieder darüber nachdenke, muss das an der Ruhe liegen, die überall herscht. Die Menschen brüllen auf den Straßen nicht rum, in der Bahn ist das Telefonieren mit dem Handy verpöhnt und auch sonst kommt selten sichtbar Hektik auf. Sehr angenehm.
Neben den Häuserschluchten gibt es dann außerdem auch ganz beschauliche Viertel, in denen viele kleine Häuser beinahe ineinander verschachtelt sind, um den Platz so gut wie möglich zu nutzen. Hier herrscht oft nochmal eine ganz andere Vorstadtatmosphöre, obwohl man sich mitten in Tokyo befindet.

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Unscharfes Bild, aber sein Outfit war einfach zu gut, um es nicht zu posten
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Der Meiji Jingu Schrein

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Neben der spannenden Architektur ist natürlich vor allem die Kultur bzw. die Art der Menschen besonders interessant. Der Unterschied zu Verhaltens- bzw. Umgangsformen in Berlin oder generell Deutschland ist wirklich nicht zu übersehen. Alle Menschen sind super freundlich, zuvorkommend und darauf bedacht niemanden zu stören. Wenn wir jemanden nach dem Weg gefragt haben, wurde wirklich alles dafür gegeben uns zu helfen. Dazu war die Verabschiedung oft so dermaßen freundlich, dass es fast schon unangenehm war. Und wenn man uns nicht helfen konnte, hatte ich das Gefühl, die Person war am Boden zerstört uns enttäuscht zu haben. Auch kurios und damit greife ich jetzt doch etwas unserem Snowboardtrip nach Hakuba vor, ist es, wenn sich die Mitarbeiter am Lift vor und nach jeder Fahrt für diese bedanken. Dabei stehen sie 8 Stunden bei -10° im Schneesturm und fegen fleißigst den Schnee von jedem ankommenden Lift, während wir zum Spaß auf unseren Brettern rumeiern.
Ich dachte jedenfalls vorher, dass diese Art sehr aufgesetzt wirken würde, besonders im Service in Restaurants oder anderswo, aber das war fast gar nicht der Fall. Es wirkte die meiste Zeit sehr ehrlich auf mich.

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Mitternächtliches Metro Fahren – Christian fühlt es

Ein weiteres Klischee, das sich bewahrheitete ist, dass Japaner sich scheinabr wirklich totarbeiten. Die Zahl der Anzugträger um Mitternacht in der U-Bahn war schier unglaublich. Und dann waren da noch die Angestellten, die morgens mit ganz verbissenem Gesicht zur Arbeit rannten. Ich hatte den Eindruck in den Gesichtern eine Angst vor den Konsequenzen, die bei einer Verspätung drohen, zu erkennen.
Beinahe ausnahmslos alle Menschen sind wirklich hervorragend und geschmackvoll gekleidet. Und auch was Inneneinrichtung, Architektur, etc. angeht, ist alles sehr stilsicher. Das ist vermutlich hoch priorisierten Funktionalität geschuldet, die der Platzmangel, die Erdbebengefahr und andere Faktoren mit sich bringen. Als Fan von klarem funktionalen Design, gefällt mir dieser Ansatz ausgesprochen gut.

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Das Tokyo International Forum

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Passend dazu scheint hier alles sehr akkurat und durchdacht zu sein. Prozesse, Architektur, Interaktionen, alles ist maßgeschneidert. Mal abgesehen von der U-Bahn in Tokyo, die nicht wirklich einfach zu verstehen oder besonders praktisch ist, hatte ich das Gefühl es könnte hier wirklich nichts schief gehen. Aber wie so vieles, hat dieser Umstand sicher auch seine negativen Seiten. Alles ist so behütet und durchstrukturiert, dass man sich sehr gut vorstellen kann vor welchen Problemen Japaner stehen, wenn sie dieses Umfeld verlassen und woanders klarkommen müssen.

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Apropos klarkommen. Im Vorfeld der Reise wurde mir von vielen Seiten Angst gemacht, wie schwer es werden würde sich zurechtzufinden, sich zu verständigen, da nur wenige Japaner Englisch sprechen und das mir das Essen nicht schmecken würde. Und ich muss sagen, dass keiner dieser Punkte ein wirkliches Problem war.

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Eigentlich war sogar das komplette Gegenteil der Fall. Ja, manchmal war die Sprachbarriere ein Faktor, aber wir konnten immer alles recht problemlos klären. Und auch beim Essen konnte ich Fisch und Meeresfrüchte wirklich problemlos meiden und trotzdem viel Lokales probieren. Das Spannende an Tokyo war, dass es mir in vielem vertraut und westlich vorkam. Genauso ist es aber ein absoluter Kulturschock, da viele Dinge so grundlegend anders sind, aber gerade das hat es so spannend gemacht die Stadt und die Menschen ein wenig kennenzulernen. Es hat mir hier insgesamt ausgesprochen gut gefallen und da ich das Gefühl habe erst einen ganz kleinen Teil dieser Megacity erkundet zu haben, werde ich bestimmt nicht zum letzten Mal hier gewesen sein.

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Eulencafe – kann man machen, muss man aber nicht

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Ausblick auf den Tokyo Tower, vom Tokyo Skyview

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2 comments

  1. Wunderschöne Bilder und ein toller Text, der mir tatsächlich eine neue Seite von Tokio zeigt. Ich hatte bisher immer befürchtet, die Stadt würde mich mit ihrer Größe und Einwohnerzahl überwältigen und einschüchtern. Aber jetzt habe ich richtig Lust darauf, sie kennenzulernen. Danke!

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