„Zurück nach Marrakech“ oder „Verloren in der Wüste“

»Yallah, yallah!« …

Lautes Klatschen.
»Yallah, yallah!« …

Wir öffnen unsere Augen. Oder doch nicht? Es ist komplett dunkel um uns herum. Ein Blick auf die Uhr sorgt für Klarheit: 4:30. Zeit die Rückfahrt nach Marrakech anzutreten. Schließlich hatten wir ja schon 2 1/2h geschlafen und dafür sind wir ja nun auch nicht in die Sahara gefahren. Wir ruckeln also auf den Rücken der Dromedare durch die Dunkelheit und langsam wird es immer heller. Auf einer der letzten Dünen machen wir eine Pause und genießen den Sonnenaufgang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt ein einfaches Frühstück, wir waschen unsere Gesichter und springen dann ob der bevorstehenden 12h Heimfahrt freudig in unseren Bus. Wir haben außerdem entschieden dass die Platzordnung der Hinfahrt aufgehoben ist und sichern uns gute Plätze. Die Zeichen stehen auf gemütliche Heimfahrt. Nach einer guten Stunde machen wir an einem Cafe mit WLAN Pause. (Kurzer Einschub an dieser Stelle: Wir wurden das Gefühl nicht los, dass die Mobilfunkinfrastruktur in Marokko deutlich besser ausgebaut ist, als hierzulande. Selbst zwischen den Dünen der Sahara hatten wir 5 Balken Empfang und Cafes am Straßenrand in der größten Einöde bieten kostenloses WiFi an.)

Während wir noch Instagram Bilder hochladen, geht es dann plötzlich ganz schnell. Auf uns fremden Sprachen werden Ansagen gemacht, die bis auf einen Australier, Andy, eine Deutsche und uns auch alle verstehen. Hektisch werden Koffer aus dem Bus getragen und in andere verladen. Auf Nachfrage finden wir heraus, dass der Bus rummurkst. Für unsere Landsfrau findet sich auch noch irgendwo ein Platz. Wir steigen mit Andy wieder in den Bus und fahren los. Alles gut soweit. Nach einer weiteren halben Stunde leuchtet wieder die Warnleuchte. Zu wenig Kühlwasser. Unser Busfahrer kauft im nächsten Laden Literweise Wasser und füllt dieses in den Kühlwassertank. Es geht weiter. Nach 15 Minuten jedoch das gleiche Spiel. Der Fahrer hält am Straßenrand einen Jeep an. Er fährt nach Marrakech. Andy sichert sich einen der zwei freien Plätze und düst davon. Wir entscheiden uns nicht aufzuteilen.

 

 

 

 

Ein letztes Mal fährt der Busfahrer weiter und beendet die Rückfahrt im nächsten kleinen Ort endgültig. Die Verständigung ist sehr schwierig, da er nur sehr wenig Englisch spricht. Er kann uns dennoch vermitteln, dass er im Bus schlafen wird und wir das auch machen können. Am nächsten Tag soll ein Techniker kommen. Die Idee sagt uns nicht so zu, sodass wir nun selbst Fahrzeuge anhalten. Ein anderer Touribus ist schnell gefunden. Leider fährt dieser nur bis nach Tinghir. Der nächsten größeren Stadt, eine halbe Stunde entfährt. Von dort sollen allerdings Busse und Taxis nach Marrakech fahren. Nach kurzer Suche finden wir in Tinghir den Abfahrtsplatz der Busse. Heute alles ausverkauft, wird uns am Ticketschalter mitgeteilt. Also fallen wir in die Fänge der Taxifahrer. Wir verhandeln hart und spielen die Mitleidskarte. Am Ende steht der Preis von 120€ für die 400km Rückfahrt. Zur Erinnerung, die gesamte Wüstentour kostete uns insgesamt 240€. Nach einiger Überlegung willigen wir ein.

Die Rückbank sitzt sich so bequem wie ein loungiges Sofa, da gibt es also nichts zu meckern. Wir kurbeln die Fenster runter und haben nun tatsächlich eine entspannte Fahrt zurück nach Marrakech. Nach 6h Fahrt kurven wir im Dunkeln durch die letzten Serpentinen des Atlas Gebirges und kommen nach ca. 8 Stunden Fahrt am Djemaa El-Fna an. Unser Fahrer macht auf dem Absatz kehrt und fährt wieder zurück nach Tinghir. Da er dort als Taxifahrer gemeldet ist, darf er auf dem Rückweg niemanden mitnehmen, wodurch sich eine Hotelübernachtung nicht lohnt.
 

 

 

 

 

 

 

 

Völlig im Eimer schleppen wir uns zu unserem Hotel, wo unsere Nacht schon gebucht und bezahlt ist. Der Chef ist nicht da, sodass wir erst am nächsten Morgen das Geld für die Fahrt zurückfordern können. Viel Hoffnung haben wir nicht.

Der versöhnende Tagesabschluss wird ein weiteres super leckeres Abendessen auf dem Djemaa El-Fna.